Von Beginn an sind wir Menschen „musikalische Wesen“, geprägt durch Rhythmus, Klang und Melodie. Atemrhythmus, Herzrhythmus, die Stimmen von Mutter und Vater, die Klänge unserer Umgebung, die Musik unserer Generation – dies und vieles mehr bestimmt unsere Empfänglichkeit für Musik. Im Laufe des Lebens erweitert sich unser „Klangspektrum“, Lebensabschnitte und ihr emotionaler Gehalt werden von unterschiedlicher Musik und Klängen geprägt. Wir entwickeln eine eigene musikalische Biografie. Bekannte und unbekannte Musik, improvisiert oder reproduziert, wirkt immer auf uns, immer wieder unterschiedlich, so unterschiedlich wir auch gestimmt sind.

Musik, die ja nur als Schwingung im Raum existiert, wird auch als Bindeglied zwischen der geistigen und der irdischen Welt wahrgenommen. Viele Traditionen auf der Welt machten und machen sich  die besondere Stellung der Musik zunutze, indem sie spezielle Methoden entwickelten, wie man durch Musik harmonisierend auf Leib und Seele einwirken kann. Je nach Kulturkreis gibt es ganz unterschiedliche Methoden. In Österreich entwickelte sich die moderne Musiktherapie  in den 1950er- Jahren parallel zur Psychotherapie. Seit 2008 ist sie eine wissenschaftlich – künstlerisch anerkannte Therapieform mit einem eigenen Berufsgesetz.

In der Musiktherapie kann die Musik wert- und wirkungsvolle Impulse geben. In der therapeutischen Beziehung werden Lebensthemen und Emotionen erlebt, ausgedrückt und verbal oder nonverbal bearbeitet. Sowohl im Gespräch als auch in atmosphärischer Resonanz.

Der aktiv gestalteten Musik kommt eine Sonderstellung zu. Das musikalische Erleben entsteht immer unmittelbar und im Moment, als unwiederbringliche spontane Aktion, die von PatientIn und TherapeutIn genährt wird und eine sensible Kommunikation darstellt.

Die Gebiete auf denen Musiktherapie eingesetzt wird sind vielfältig, man könnte sagen : „Von der Wiege bis zur Bahre“. Je nach Störung oder Krankheitsbild gehen MusiktherapeutInnen ganz individuell auf die KlientInnen ein, um mit Hilfe von Musikinstrumenten, Gesang und Gesprächen hilfreich und heilend unterstützen zu können. Die KlientInnen können dabei eine eher passive, oder auch eine aktive Rolle einnehmen. Musikalische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Die Möglichkeiten der musiktherapeutischen Intervention und des Settings können höchst unterschiedlich gestaltet sein: aktiv oder rezeptiv, im Einzel- oder Gruppensetting, im psychotherapeutisch orientierten Prozess, funktional übend oder erlebniszentriert, zur Förderung der Kommunikation und Ausdrucksmöglichkeit oder präventiv in Bereichen wie Selbstfürsorge, Gewalt und Sucht.

Der musiktherapeutische Verlauf ist nicht produktiv orientiert, sondern stellt immer einen Prozess dar, der auf seine Dauer hin betrachtet heilsam und stärkend wirken kann.

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